Heiße Nächte für die Lady

08-Heiße NächteHeiße Nächte für die Lady

 

Aus dem Klappentext der deutschen Erstausgabe: Die fette indianische Hexe heißt Tante Benita. Auf ihrer ´´Farm´´ im Dschungel Guatemalas erleben die Superreichen und Berühmten dieser Welt heiße Tage und Nächte, die ein Marquis de Sade für sie erfunden haben könnte. Daß Modesty ausgerechnet in den Bannkreis Tante Benitas gerät, ist nicht Zufall, aber ein Fehler; fragt sich nur, für wen.

 

Sie hatte gesehen, dass ihr erster Schuss mit dem BAR sein Ziel um ein paar Zentimeter verfehlt und nur den Kolben des Gewehrs getroffen hatte, das der Mann trug. Beim nächsten Schuss korrigierte sie die Abweichung des ungenauen Visiers und fand ihr Ziel. Valdez traf mit seiner nächsten Kugel einen Mann in die Schulter. Einige der Spezialen warfen sich platt auf den Boden, andere sprangen in Deckung.
Ein wilder Feuerstoß fegte durch die Bäume hinter ihr. Sie bedeutete Valdez, das Feuer einzustellen. Sie hatten jeder nur ein Magazin. Ein Landrover kroch hinter dem Haus hervor und drei Männer rannten in seinen Schutz. Der Fahrer war tief hinters Lenkrad geduckt und nicht zu sehen.
Sie erkannte mit bitterer Klarheit, dass die Schlacht, obwohl sie erst angefangen hatte, bald verloren sein konnte. Marker und Stavros hätten längst hier sein müssen, jeder mit einem Karabiner und einem Revolver bewaffnet, um ihre Feuerkraft zu verstärken. Als Bissau sie von der Seite anblickte, sah er, wie etwas in ihren Augen aufloderte. Sie sagte: "Gib mir den Colt und nimm das Gewehr. Ich gehe etwas weiter nach rechts. Warte, bis der Landrover ganz nahe heran ist, dann eröffne das Feuer. Ich komme von der Flanke und schieße sie mit dem Colt nieder, das bringt uns ein paar zusätzlich BARs …"
Sie brach ab und neigte lauschend den Kopf zur Seite, als aus großer Entfernung das gleichmäßige Jap, Jap, Jap eines auf Einzelfeuer gestellten Gewehrs ertönte. Im Osten. Von irgendwoher auf dem steilen Abhang oberhalb des jenseitigen Flussufers.
Der Landrover schlingerte wild und kam zum Stehen. Die drei Männer, jetzt ohne Deckung, ergriffen die Flucht. Jap. Jap. Einer stürzte schwer zu Boden. Die anderen beiden verschwanden hinter der Westecke des großen Hauses. Die restlichen Spezialen hatten sich bereits nach drinnen zurückgezogen.
Sie legte einen Moment lang die Stirn auf den Gewehrkolben und eine Welle der Erleichterung und des Hochgefühls rollte über sie hinweg. Der unvergleichliche Willie Garvin war angekommen, zwei Tage vor ihren kühnsten Hoffnungen.
Bissau sagte mit schwankender Stimme: "Wer …?"
Sie hob den Kopf und lächelte. "Ein alter Freund von Draußen."

Peter O`Donnell, Last Day in Limbo, 1976

Übersetzung: Peter Friedrich