Die Klaue des Drachen (Dragons Claw)
(auch: Die Lady fliegt auf Drachen)
hieß in der deutschen Erstausgabe und allen bisher folgenden ´Die Lady fliegt auf Drachen´. Dem Züricher Unionsverlag ist es zu danken, dass Modesty Blaise endlich in deutscher Sprache und überarbeiteter Übersetzung wieder aufgelegt wird.
Derzeit lieferbar (Unionsverlag)
Aus dem Klappentext dieser Ausgabe: Auf einem Segeltörn in der Tasmanischen See rettet Modesty einen Schiffbrüchigen, der sich als der berühmte, seit zwei Jahren verschollene Maler Lucian Fletcher entpuppt. Seltsam n u r, dass diesem jegliche Erinnerung an den fraglichen Zeitraum fehlt. Modesty will mit der ganzen Sache nichts zu tun haben – bis sie und ihr Partner Willie Garvin von Unbekannten zu einem dreisten Kunstraub gezwungen werden.
Jetzt sagte (Beauregard Browne) fröhlich: "Ich bin jedoch der Meinung, und das ist mein voller Ernst, dass Uriahs Abservierung des sündhaften Polizisten in Amsterdam seine außergewöhnlichste Leistung war. Das war an dem Tag, als wir den Xuande-Stuhl aus dem Bor Museum abholten, wenn Sie sich erinnern. Eine hübsche Ablenkung." Der lange Unterkiefer des Priesters hörte einen Moment lang auf zu kauen, und er sagte: "Das Ende eines Sünders ist keine Ablenkung, Beuaregard. Hüten wir uns vor dem Zorn des Allmächtigen. Gott lässt Seiner nicht spotten." "Aber Gott bewahre!" rief Beauregard Browne. "Sie tun mir Unrecht, lieber Bruder, und es ist wahrlich betrüblich, wenn einem der Hammer Gottes Unrecht zufügt. Ich meinte natürlich, dass unsere Operation mit dem Xuande-Stuhl eine Ablenkung war, die es Ihnen ermöglichte, Ihre Pflicht hinsichtlich der Abservierung des Sünders zu tun. Welches unsere dummen, von Menschen gemachten Gesetze andernfalls möglicherweise verhindert hätten." Uriah Crisp nickte. "Ich bitte um Vergebung für meinen Irrtum", meinte er. Dr. Feng beugte sich etwas vor. "Miss Blaise, ich meine da eine leichte Reaktion beobachtet zu haben, als mein Kollege den Vorfall in Amsterdam erwähnte." Sie sah kurz auf, dann fuhr sie fort, den Fisch auf ihrem Teller zu zerlegen, während sie sagte: "Die Cowboynummer, als der Streifenpolizist getötet wurde. Es stand in der Zeitung." Sie hob den Kopf, und der Blick aus ihren dunklen tiefblauen Augen traf ihn so unvermittelt, dass er einen Moment lang erschauerte. Sie fragte: "Hatten Sie etwas mit der Ermordung von Dick Kingston und Luke Fletcher zu tun?" Dr. Feng versuchte gerade, sich eine Antwort zurechtzulegen, als Beauregard Browne munter einfiel: "Ich bin sicher, mein mandeläugiger Medikus, dass unsere Miss Blaise sich vorgenommen hat, diejenigen von uns, die in ihren Augen unartig waren, der Gerechtigkeit zuzuführen. Und da müssen wir Sie wirklich mit einschließen, nicht wahr?" Er betrachete Modesty mit großem Vergnügen. "Ja, Herzchen, setzen Sie Dr. Feng auf Ihre Liste. Aber Sie werden sich beeilen müssen, fürchte ich, denn zufällig stehen Sie selbst auf Uriahs Liste. Seiner Liste der Sünder." Mit erstickter Stimme würgte Reverend Uriah Crisp hervor: "Sie ist ein Schandfleck in den Augen des Herrn. Schamlosigkeit liegt auf ihren Lippen, und in ihren Brüsten wohnt Lüsternheit. Ihre Lenden verleiten die Männer zur Unzucht, und ihre Glieder verführen zur Hurerei." Er erhob sich mit roten Flecken auf den bleichen Wangen und stelzte auf seinen Spinnenbeinen hinaus. Clarissa sagte: "Du meine Güte, zu mir sagt er nie sowas Nettes." "Du bis keine Sünderin, meine Süße. Du bist Gefährtin und Trösterin." Beauregard Browne klimperte mit den Lidern und richtete seine lächelnden violetten Augen auf Modesty und Willie. "Nach einer Führung über die Insel dürfen Sie einer Demonstration von Uriahs Fähigkeiten beiwohnen, als Vernichter der Sünder, Hammer Gottes, etceterapepe. Und ich versichere Ihnen, wenn Sie ihm auf dem Hinrichtungsplatz gegenüberstehen, werden Sie eine echte Chance haben, denn Uriah besteht darauf, dass der allmächtige Schöpfer das Urteil fällt. Sie werden also im Namen des Herrn über genau eine Patrone verfügen." Willie Garvin verspeiste sein letztes Stück Fisch, dann ruckte er mit dem Kopf in Beauregard Brownes Richtung und blickte fragend in die Runde. "Kann mir jemand sagen, wovon diese Shirley Temple eigentlich spricht?" Stille breitete sich aus, dann meinte Clarissa: "Ehrlich, Beau, das war ein bisschen unverständlich für jemanden, der den Ablauf nicht kennt."
Peter O`Donnell, Dragon`s Claw, 1978
Übersetzung: Peter Friedrich
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