Die silberne Lady

07-Silberne LadyDie Silberne Lady

 

Aus dem Klappentext der deutschen Erstausgabe: Als Sir Gerald Tarrant, Koordinator des NATO-Geheimdienstes, in den Verliesen eines Schlosses in den Pyrenäen gefoltert wird, bleibt ihm nur eine Hoffnung: daß Modesty Blaise und Willie Garvin ihn finden, ehe er zusammenbricht.

 

Sexton (…) trat in den weiten Lichtkreis der Drucklampe. In den Händen hielt er eine große Taschenlampe und eine Maschinenpistole. Tarrant zog sich mühsam am anderen Ufer des Teichs hoch und sah über die Schulter zurück, unfähig, den Blick von der Szene abzuwenden. Es war, als betrachte man eine hell ausgeleuchtete Bühne.

Modesty hatte sich ein wenig zur Seite bewegt und umgewandt, sodass er sie ihm Halbprofil sah, während sie ihrerseits Sexton beobachtete, der schräg den Hang herunterkam. Das Licht fing sich in seinem goldenen Haar und Bart. Sie erwartete ihn breitbeinig, den Kopf leicht in den Nacken gelegt. Das von den feingliedrigen Stalaktiten in der Kuppel der Höhle reflektierte Licht verwandelte ihren Körper in flüssiges Silber. Ihre straff zurückgebundenen Haare glänzten wie ein schwarzer Helm. Bis auf das leise Heben und Senken ihrer Brüste hätte man sie für eine Wappenfigur halten können, eine silberne Kriegerin mit dunkler Krone. ...

Ein paar Herzschläge lang spürte Tarrant die berauschende Macht ihrer Herausforderung so stark, dass das unvermeidlich bevorstehende Grauen wie weggewischt war. Dann sah er, wie Sexton sich auf die silberne Gestalt zubewegte, sicheren Schritts, ausbalanciert, unvergleichlich gewandt, unvorstellbar stark, von einzigartiger Meisterschaft. Das Blut erstarrte in Tarrants Adern, als er daran dachte, dass sie keine unzerstörbare mythische Kreatur war, sondern eine junge Frau aus Fleisch und Blut. Muskeln, die unter dem blitzartigen, stählernen, gewaltigen Schlag dieses Mannes zerreissen, Knochen, die zerschmettert werden konnten. Nicht einmal die silberne Göttin konnte dem goldenen Meister widerstehen.

Aus: The Silver Mistress, Peter O´Donnell, 1973

Übersetzung: Peter Friedrich